Dialog mit Stäubchen und falschen Pixeln

Schamhaar
Mein flaches Negativ, Du Träger formaler und inhaltlicher Fakten, was willst Du heute? Soll ich dich mit Diffusor oder lieber mit Kondenser vergrössern? Kontrastreicher und mit viel Staub oder diffuser und mit mehr Freizeit?

Mein liebes Baryt,
Du zartes säureausgeglichenes Fliess,
du Silberwohnblock auf solidem Grund darfst für immer und ewig da sein, oder auch nur mindestens 150 Jahre haltbar halten.

Willkommen du fieser Fussel,
hast es endlich wieder mal auf die Negativbühne geschafft und Dich in meinem teuren schönem Baryt eingebrannt, hab dich in den Säften gebadet und bewegt, dich ausgiebig gewässert, getrocknet und flach gepresst. und grad eben entdeckt, muss dich wieder zudüpflen, Korn um Korn, auf jeden Fall wirst du nur mit ein oder zwei Pinselhaaren herangezogen.
Selbstverständlich aus Marderhaar!

Mein lieber Fotolaborant, ja ich das mutige Stäubchen hab mich auf Dein Negativ gesetzt, mir richtig Mühe gegeben um ja nicht auf einer langweiligen Fläche zu landen, ich mag Kontraste und klebe mich dankend daran fest. Du hast es versäumt, mich auf deinen lächerlichen Probestreifen zu lokalisieren und so hast Du mich vervielfälltigt, hahaha, fünfzehn mal.

Ein wenig Speichel und ein Nichts Farbe aus dem Hause Schminke machen Übungen am Rand eines ausgeschossenen Abzuges. Addieren statt radieren, wie bei einem Aquarell, Schichtchen um Schichtchen auf kleinstem Raum stapple ich die Pigmente aufeinander. Jede Bewegung wird mit verhaltenem Zorn geführt und leise flüstere ich. Sau Du, jetzt bist Du weg.

Feine Kratzer im Trägermaterial jauchzen, kalkige Einschlüsse in der Emulsion piebsen, Entwicklunsfehler und sonstige Verunreinigungen brummen im Chor, wenn es sehr laut wird tanzen fette Runzelkörner und sogar die eleganten T-Kristalle um die Wette.
Gepushte Gammakurven und graue Schleier addieren sich zu neutralen Dichten. Nicht sichtbar unter der Schwelle. Aber zu lange Oxydationsprozesse vergrössern die Zwischenräume zwischen den Bromsilberpartikel und dunkle Partien lassen das ganze grobkörnig erscheinen.
Da kannst du retouchieren wie du willst. Oder lass doch eine Kunsthistorikerin eine gute Ausrede basteln.

>Hurra Hurra, der Rechner ist da und hilft mir dem Zungenkrebs vorzubeugen. Pigmente zu Pixel, Silber zu Siliziumschaltkreisen. Die digitale Revolution, hilft die mir den Staub zu verrechnen.

Na, du Bildschirmfuzzy, lass Dir von mir sagen, deine Arbeit fängt erst an! Meine Brüder und Schwestern haften auf deinen polierten statisch aufgeladenen Scannergläsern, dem Negativ, oder sogar auf beidem und natürlich beidseitig, sechs mögliche Oberflächen wollen besetzt werden, da kannst Du putzen bis morgen abend. Oder macht das Dein Programm von alleine?
staub
Nein nein, das gibt es noch nicht, du musst entscheiden ob Staub oder wichtig, deine manpower und dein hochgetaktetes System
muss schaffen, wir legen uns quer und lachen im Heer.

Pro-Portion gibt es je ein Extrastäubchen. Bei jedem Zehnten ein Massstab dazu.
Eins
Zwei zu Drei
Drei zu Vier
zu Fünf
Sechs mal Sechs
mal Sieben
mal Acht oder Sechzehn zu Neun
eben
Neun mal Dreizehn
mal Achzehn
undsoweiter. Hauptsache, gut geschnitten.
denn ein stumpfer sagen wir mal goldener Schnitt zu nah am Bund oder an der Klammer beziehungsweise Klammer, hinterlässt Spuren. Auf dem Papier oder eben neben dem Monitor. ob mit Flüssigkristall gefüllt oder Vakuum geleert.

He Du Kratzer, bist Du noch innerhalb des Formates? soll ich Dich wegstempeln oder sogar unnötigerweise behandeln?

Ich hab mir eine Megapixel gekauft, 10 Megapixel, 22 Megapixel, 39 Megapixel, nur um dem Staub zu entrinnen.
doch- ach- igittigitt, der Chip der Chip. Auch er ist geladen.
die Partikel springen sofort auf den Megapickel und sind nun immer an der gleichen Stelle.
Fluch der du auf mir lastest, alles ist möglich, seitenverkehrt und gespiegelt, du wirst mich besiegen ich nimm dich ins Grab
Asche zu Asche.
Staub zu Staub.